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Schmerzen oft unentdeckt Bei Demenzkranken, die sich nicht mehr mit Worten äußern können, bleiben Schmerzen oft unentdeckt. Für die Angehörigen ist es deshalb wichtig, Signale dafür wahrzunehmen. "Wenn sich jemand plötzlich akut im Wesen verändert, zum Beispiel aggressiv wird, schreit oder abwehrende Handbewegungen macht, hat er häufig Schmerzen", sagte Prof. Rolf Dieter Hirsch, Vorsitzender der Deutschen Akademie für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie in Bonn im Vorfeld des Welt-Alzheimertages am 21. September. In vielen Fällen leiden demente Menschen laut Hirsch an Zahnweh. Ein Signal dafür kann sein, dass sie das Essen verweigern, indem sie ihre Kiefer gegeneinanderpressen. Auch wenn ein Patient, der sonst ausgiebig herumläuft, plötzlich Bewegung vermeidet, sollten seine Angehörigen hellhörig werden: "Er kann dann zum Beispiel eine Fraktur haben." Probleme beim Wasserlassen können auf ein inneres Leiden und damit verbundene Schmerzen hindeuten. Ständiges Kratzen ist möglicherweise ein Signal für eine Pilz- oder auch eine Stoffwechselerkrankung, erläutert Prof. Hirsch. Darauf, dass Schmerzen mit Hilfe von Mimik geäußert werden, dürfen sich die Angehörigen nicht verlassen: Manche Demenzkranke zeigen nach Prof. Hirschs Einschätzugn keine Regung. Hinzu kommt: Nicht jedes Leiden äußert sich bei den Betroffenen überhaupt in Form von Schmerzen: "Die Schmerzwahrnehmung ist bei ihnen völlig verzerrt." Sowohl Prof. Hirsch als auch Hans-Jürgen Freter, Sprecher der Deutschen Alzheimer Hilfe mit Sitz in Berlin, raten Angehörigen, Auffälligkeiten beim Patienten dem Haus- oder auch dem Zahnarzt zu melden. Denn auch wenn der Arzt regelmäßig zum Patienten kommt, fallen ihm Schmerzen nach Freters Worten nicht unbedingt auf. "Er sieht ihn dabei schließlich nur für vielleicht eine Viertelstunde."
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Kopfschmerzen werden nicht als Krankheit
gesehen. Das ergab eine repräsentative Umfrage anlässlich des DAK
Gesundheitsreports 2007 unter 3000 Berufstätigen zwischen 18 und 65
Jahren.
Mehr als die Hälfte aller Deutschen litt im letzen Jahr unter Kopfschmerzen. Dennoch gehen viele den Ursachen nicht auf den Grund, tun ihr Leiden als Befindlichkeitsstörung ab und greifen lieber zum rezeptfreien Schmerzmittel. Eine Anerkennung von Kopfschmerzen als ernstzunehmendes Gesundheitsproblem ist jedoch der erste Schritt zu einer erfolgreichen Behandlung. Hier erfahren Sie alles über die verschiedenen Kopfschmerzarten und wirksame Methoden, dem Leiden aktiv vorzubeugen. Schmerzmittel können auch Schmerzen auslösen Wer mehr als zehn Tage im Monat und länger als drei Tage in Folge zu Schmerztabletten greift, riskiert, an einem so genannten medikamenteninduzierten Kopfschmerz zu erkranken. Dabei verstellt die ständige Zufuhr von schmerzhemmenden Substanzen die körpereigenen Schmerzregler. Schmerzinformationen werden nicht mehr gefiltert, sondern strömen ungehindert in das Bewusstsein. Dadurch werden Medikamente selbst zu Schmerzauslösern. Ein Teufelskreis entsteht: Der Patient hat Angst vor dem nächsten Schmerzanfall und nimmt häufiger Tabletten ein, oft sogar, wenn der Kopfschmerz noch gar nicht da ist. Langfristig erweist sich dieses Verhalten als fatal, denn die Kopfschmerzanfälligkeit nimmt mit jeder weiteren Einnahme zu. Die Folge: ein Dauerkopfschmerz entsteht. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, müssen Betroffene zwei bis acht Wochen ganz auf Schmerzmittel verzichten. Der Patient sollte die Medikamentenpause mit seinem Arzt abklären, denn bereits wenige Stunden nach dem Einnahmestopp beginnt der Absetzschmerz. Nach 14 Tagen lindern sich die Entzugserscheinungen jedoch wieder. Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz Migräne Migräneschmerz ist meist einseitig, pulsierend und sehr stark. Ganz typisch: der Schmerz breitet sich langsam aus oder wandert von einer Seite zur anderen (migrare = lateinisch: wandern). Die häufigsten Begleiterscheinungen sind Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Migräne kann sich schon ein bis zwei Tage vor dem Anfall ankündigen. Häufig haben Betroffene Heißhunger auf bestimmte Lebensmittel, sind müde und rastlos. Migräne ist nicht heilbar und wird angeboren. Man kann sie jedoch mit speziellen Schmerzmitteln bekämpfen. So genannte Triptane wirken nur bei Migräne und müssen vom Arzt verschrieben werden. Als hilfreich erweisen sich auch Entspannungsübungen oder Akupunktur. Spannungskopfschmerz Spannungskopfschmerzen haben die meisten schon einmal erlebt. Sie treten in der Regel beidseitig auf. Betroffene sprechen auch von einem "Druck im Kopf". Häufig zieht sich der Schmerz vom Nacken über den Kopf zur Stirn. Kopf- und Nackenmuskulatur können dabei sehr schmerzempfindlich sein. In der Regel werden die Schmerzen durch physischen und psychischen Stress ausgelöst. Besonders treten sie durch Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich sowie im Bereich der Augen- und Gesichtsmuskeln auf. Zwar lassen sich Spannungskopfschmerzen meist durch Einnahme von rezeptfreien Schmerzmittel eindämmen, aber genau darin liegt auch die Gefahr. Der übermäßige Konsum dieser Mittel kann chronische Schmerzen verursachen. Clusterkopfschmerzen Clusterkopfschmerzen sind oft stechende, unerträgliche Schmerzattacken im Bereich von Augen, Stirn und Schläfe. Schuld ist eine Entzündung der Blutgefäße hinter dem Auge. Solange diese Entzündung nicht abgeklungen ist, treten die Schmerzen gehäuft auf (cluster = englisch = Häufung). Die Attacken können mehrmals täglich kommen und 15 bis 90 Minuten dauern. Der Schmerz ist immer einseitig, und wechselt, anders als bei der Migräne, fast nie auf die andere Seite. Zwischen den Anfallsphasen sind die Patienten beschwerdefrei. Typische Begleiterscheinungen sind Augentränen, ein gerötetes Auge und Nasenlaufen. Der Weg zum Arzt ist bei Clusterkopfschmerzen unumgänglich. Auf keinen Fall zu Schmerzmitteln greifen! Die gängigen Wirkstoffe haben in diesem Fall keinerlei Wirkung und schaden im Zweifel sogar. Arztbesuch Nicht jeder, der über Kopfschmerzen klagt, muss gleich einen Arzt aufsuchen. Sind die Beschwerden jedoch sehr stark, oder treten häufiger als zehnmal im Monat auf, sollte die Ursache abgeklärt werden. Ein ausführliches Gespräch hilft, die richtige Diagnose zu finden. In der ärztlichen Versorgung gibt es laut der DAK noch einigen Nachholbedarf: 40 Prozent der Kopfschmerz- und nahezu ein Viertel der Migränepatienten, wurden vom Arzt nicht auf die Risiken durch zu viele Schmerzmittel hingewiesen. Darüber hinaus zeigt der DAK-Report Verbesserungsmöglichkeiten bei der Behandlung von Migräne auf: Nur jeder zweite Migränekranke erhält ein spezielles Migränemittel (Triptan). Bevor Sie einen Arzt aufsuchen, sollten Sie sich folgende Fragen beantworten: Wie lange haben Sie schon Schmerzen? In welchen Situationen treten die Schmerzen auf? Wie und wo genau spüren Sie den Schmerz? Wer diese oder ähnliche Fragen beantworten soll, vergisst oft wichtige Details. Abhilfe kann ein so genanntes Schmerztagebuch schaffen. Kopfschmerztagebuch Die beste Methode, dem Schmerz auf die Spur zu kommen, ist, sich selbst zu beobachten - am besten über mehrere Wochen oder Monate. Ein Kopfschmerztagebuch ist dabei eine große Hilfe. Durch das genaue Protokollieren geht keine Beobachtung verloren. Je genauer die Betroffenen die Symptome beschreiben können, desto eher lässt sich ein typisches Muster erkennen: Die Kopfschmerzen treten kurz vor einem wichtigen Termin auf? Dann sind sie womöglich die Folge von Stress oder angespannter Körperhaltung. Zudem besteht mit dem Tagebuch die Möglichkeit, die Einnahme von Schmerzmitteln effektiv zu kontrollieren. Gleichzeitig lassen sich anhand der Beobachtungen mögliche Auslöser, wie etwa fehlender Schlaf oder bestimmte Nahrungsmittel, erkennen. Sie können den Kalender unter folgendem Link kostenlos downloaden: www.dak.de/kopfschmerztagebuch Tipps zum Ausfüllen des Tagebuches: Nehmen Sie sich Zeit: am besten täglich fünf Minuten. Seien Sie genau: protokollieren Sie nicht nur wann Sie Schmerzen haben, sondern auch wie stark diese sind. Behalten Sie die Übersicht: versperren Sie sich nicht durch zu viele Details den Blick auf das Wesentliche. Seien Sie konsequent: machen Sie Ihre persönlichen Schmerzauslöser (Lebensmittel, Getränke, Schlafmangel etc.) ausfindig. Sport beugt Schmerzen vor Sport aktiviert die körpereigene Schmerzabwehr. Bereits 30 Minuten Training an drei Tagen pro Woche kann helfen, Kopfschmerzen vorzubeugen. Wissenschaftler überprüften in einer Studie die vorbeugende Wirkung von Ausdauersport bei Migräne. Erstaunliches Ergebnis: Bereits nach sechs Wochen ging es den Patienten besser. Sie hatten nur noch halb so viele Attacken und die Intensität der Schmerzen war deutlich gesunken. Sport fördert die Durchblutung des Nervensystems, versorgt das Gehirn mit Sauerstoff und aktiviert die körpereigenen Schmerzabwehrstoffe. Allerdings sollte der Sport vorbeugend und nicht während der Schmerzphase erfolgen. Gerade Migränepatienten reagieren auf Bewegung sehr empfindlich. Der Effekt ist dann genau der Gegenteilige: jede Bewegung verstärkt den Schmerz. Besonders Sportarten wie Joggen, Walken, Radfahren und Schwimmen eignen sich als vorbeugende Maßnahmen. Die gleichmäßige Bewegung fördert Entspannung und Stressabbau. Wichtig: Nicht zu verbissen vorgehen. Zu hartes Training oder zu schnelle Bewegungen können sogar zusätzliche Attacken auslösen. Eine besondere Form der Vorbeugung ist die progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Bei dieser Methode werden nacheinander alle Muskelpartien angespannt und wieder gelockert. So kommt es zum aktiven Wahrnehmen von allen Spannungszuständen. Das Ergebnis ist ein Gefühl der Wohlspannung, das jederzeit wieder aktiv herbeigeführt werden kann. Nie wieder "Bürokopfschmerzen" Lärm, Hektik, Stress, aber auch die falsche Haltung beim Sitzen kann dazu führen, dass der Schädel anfängt zu brummen. 29 Millionen Menschen in Deutschland leiden laut der DAK immer wieder unter Spannungskopfschmerzen. Bei vielen treten diese Beschwerden im Arbeitsalltag auf. Flimmernde Monitore, trockene Raumluft oder falsche Büromöbel können schuld am Kopfweh sein. Eine falsche Sitzhaltung führt zu Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich, wodurch Kopfschmerzen entstehen können. „Richtig sitzt, wer beide Füße beim Arbeiten fest aufstellt und auf die Sitzhöhe achtet“, erläutert DAK-Expertin, Sabine Winterstein. „Ober- und Unterarme, sowie Ober- und Unterschenkel befinden sich dabei im rechten Winkel zueinander.“ Um entspannt zu bleiben, sollte man außerdem öfter aufstehen, zum Beispiel beim Telefonieren. Muffige, verbrauchte Raumluft enthält viel Kohlendioxid, das macht müde und verursacht Kopfweh. „Ausreichend Sauerstoff ist entscheidend für einen klaren Kopf, deshalb sollte man auch im Winter das Büro am besten jede Stunde einmal kräftig lüften“, empfiehlt Winterstein. „Grundsätzlich ist eine Raumtemperatur zwischen 20 und 22 Grad Celsius optimal. Bei sommerlichen Außentemperaturen kann diese auch mal höher liegen.“ Auch wenn es hektisch zugeht: Pausen nicht vergessen! Denn Bewegung macht den Kopf frei und hilft, Stress abzubauen. Unterschiede zwischen den Geschlechtern Warum haben Frauen ständig Kopfschmerzen und Männer höchstens mal einen Kater? Eine Tatsache zumindest ist wissenschaftlich bewiesen: SIE ist schmerzempfindlicher als ER. Verschiedene Experimente, beispielsweise an der Uni Mainz zeigten, dass, ganz gleich ob Nadelstiche oder Eiswasser, bei allen Tests Frauen früher Schmerzen signalisierten. Nach Angabe des aktuellen DAK-Gesundheitsreports, leiden 17 Prozent der befragten Frauen nach eigener Angabe innerhalb eines halben Jahres mindestens einmal an Migräne. Nur sechs Prozent der Männer klagten über ähnliche Symptome. Jedoch gehen beide Geschlechter unterschiedlich mit ihrer Situation um: Frauen sprechen über ihre Probleme und suchen Unterstützung. Sie gehen häufiger mit ihren Beschwerden zum Arzt. Männer hingegen suchen seltener ärztlichen Rat auf und schieben oft andere Gründe vor. Dass Frauen häufiger an Kopfweh leiden, soll mit ihrem Hormonhaushalt zusammenhängen. Das Absinken des Östrogenspiegels, z.B. kurz vor und während der Menstruation, könne Kopfschmerzen begünstigen, so Schmerzforscher. Bei rund fünf Prozent der Migränepatientinnen ist dies der Auslöser ihrer Schmerzattacken. Tapfer oder nicht, beide Geschlechter greifen gleich häufig zu Tabletten. Laut Umfrage bekämpfen 63 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer ihr Leiden mit rezeptfreien Schmerzmitteln. LITERATUR:
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